Bissige Ratten

Gegenüber Menschen:
Leider liest man in Vermittlungsanzeigen häufig: „Wir/die Kinder haben mittlerweile Angst vor den Ratten, weil sie (plötzlich) beißen.“ Natürlich gibt es auch die Variation: „Ich habe ein Tier gerettet, aber es beißt mir immer in die Finger.“ Oder „Die Neuen wohnen schon ein paar Wochen bei uns, aber sie knabbern immer wieder an unseren Fingern/kommen aggressiv aus ihrem Haus geschossen und verbeißen sich.“
Das schreckt natürlich ab. Zudem ist es wirklich nicht angenehm, von einem Nagetier oder überhaupt gebissen zu werden. Wichtig ist hierbei, dass es verschiedenste Ursachen haben kann, warum eine Farbratte zubeißt:

  • Angst (schlechte Erfahrungen, kein Vertrauen, noch nie Kontakt zu Menschen)
  • Aggression (gleiche Gründe wie bei Angst und Hormone, territoriales Verhalten)
  • Training (die Ratte hat gelernt, dass etwas – für sie – positives folgt, wenn sie beißt. Z.B. wird sie in Ruhe gelassen, sie bekommt Leckerchen (Versöhnung))
  • Sie fühlt sich bedroht/gestört.

Diese Gründe können auch kombiniert auftreten und/oder fließend ineinander übergehen.
Wichtigste Regel bei bissigen Ratten: Ich bedränge das Tier unter keinen Umständen! Das heißt, der Ratte wird eine Transportbox angeboten (solang es nötig ist!), um sie aus dem Käfig heraus zu holen. Sie wird weder gejagt, angepustet oder anderweitig grob behandelt, damit sie in die TraBo geht. Dies ist wichtig, damit die Ratte zur Ruhe kommt und ihr fehlerhaftes Verhalten nicht trainiert/bestätigt wird.
Falls die Farbratte aus ihrem Haus/ihrer Hängematte geschossen kommt, um zu beißen, wenn eine Hand im Käfig ist, kann man auf ein ausgeprägtes, territoriales Verhalten schließen. Dieses Verhalten ist nicht abtrainierbar. Bei einem solchen Fall, lassen Sie die Ratte in eine Transportbox gehen, wo z.B. Brei oder andere Leckerchen warten und kümmern Sie sich dann erst um den Käfig. Sie können Futter auch einfach auffüllen, wenn die Nase auf einer anderen Etage sitzt.
Sollte eine Ratte „nur“ zwicken, d.h. es fließt kein Blut oder es ist nur eine oberflächliche Wunde, kann man versuchen, das Tier an einen zu gewöhnen und langsam Vertrauen zueinander aufbauen. Am leichtesten geht dies, indem der Handrücken mit Brei oder am Anfang mit einem Streifen Paste versehen wird. Die Hand wird zur Faust geballt und der Ratte wird nur der Handrücken präsentiert. Zunächst wird die Ratte versuchen, in die Süßigkeit zu beißen und schnell feststellen, dass Ablecken schneller zum Erfolg führen wird. Wichtig hierbei ist, zu warten. Die Ratte soll zu einem kommen, nicht anders herum! Es kann also auch ein paar Tage dauern, bis die Ratte sich überhaupt der Hand nähert. Am besten ist es, das solange zu praktizieren, bis eine gewisse Routine vorhanden ist. Ist dies der Fall – die Ratte schleckt direkt vom Handrücken – kann man dazu übergehen, auf der Handinnenfläche und/oder auf den Fingern Brei zu verteilen. Nun presst man die Hand mit dem Handrücken auf den Käfigboden, um zu vermeiden, dass die Ratte einen ernstlich beißen kann und das Spiel beginnt von neuem. Irgendwann kann man versuchen den Brei den Unterarm entlang nach oben Stück für Stück zu platzieren oder die Ratte zu streicheln! Natürlich kann es zu Rückfällen kommen, doch mit Beharrlichkeit und Geduld, werden sie ihre Nase zähmen können.
Die hier vorgeschlagene Methode ist nur eine von vielen. Man kann auch die Pastentube der Nase hinhalten und irgendwann versuchen sie zu streicheln, oder Leckerchen, die sie mitnehmen können zu verteilen. Allerdings werden sie so eventuell den Unterschied zwischen Finger und Paste nicht lernen.
Zu guter Letzt: Sollten Sie gebissen werden, zucken Sie nicht zurück. Eine Ratte wird sich diesen Effekt merken. Müssen Sie eine Ratte unbedingt greifen, nehmen sie ein Handtuch, sodass die Ratte ihre Hand nicht direkt als Stressauslöser identifiziert. Es hilft durchaus mit ihren Tieren viel zu reden. Sie werden sich an sie gewöhnen und nicht mehr zusammenzucken, wenn sie anfangen zu sprechen.

Gegenüber anderen Artgenossen:
Aggressionen unter Ratten können die gleichen Ursachen haben, wie gegenüber Menschen. Sollte ein Rudel bisher harmonisch gewesen sein und plötzlich gibt es Tumulte und Raufereien, kann dies durch ein pubertäres Rattenmännchen ausgelöst worden sein. In manchen Fällen hilft es, dieses Tier dann zu kastrieren. Es kann genauso sein, dass sich die Rudelstruktur ändert, weil ein Tier zu alt oder krank geworden ist, seinen Platz im Rudel zu behaupten. Am häufigsten ist aber eine zu schnelle, stressige Integration oder deren Methode der Auslöser von Problemen im Rudel. Es wird daher empfohlen, die neuen Tiere zwei Wochen ankommen zu lassen, neue Tiere in einem anderen Raum unter zu bringen und sich die Hände zu waschen, wenn man von einem Rudel zum anderen geht. Auch schürt es Aggressionen, Häuschen oder Streu auszutauschen. Die sogenannte Blitzintegration und Transportboxinti scheinen schnelle und unkomplizierte Lösungen für das Integrationsproblem zu sein, doch führen sie sehr häufig zu schweren Verletzungen nachdem die Tiere im Käfig leben. Bitte gehen Sie nach der hier beschriebenen klassischen Integrationsmethode vor, um Ihren Tieren ein entspanntes Kennenlernen und Anfreunden zu ermöglichen. Natürlich kann es auch sein, dass – besonders – Einzeltiere direkt aggressiv reagieren. Hier gibt es dann verschiedenste Lösungsansätze und Methoden, abhängig von Alter und Geschlecht der betroffenen Tiere. Sollte Ihnen ein solcher Fall begegnen, scheuen Sie sich nicht, ihre Vermittlungspflegestelle zu kontaktieren.